Geburtstagsgedichte für deine Geburtstagspost, für die Festrede oder auch zum Verschenken oder Vorlesen.
Wir möchten dir hier gerne ganz neue Gedichte oder auch Gedichte aus längst vergangenen Tagen vorstellen. Alle Gedichte sind bei uns selbstverständlich kostenlos.
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Geburtstagsausblick
Immer, wenn ich Geburtstag habe,
zieh ich ein kurzes Resümee
und stelle fest die letzten Jahre,
das tut inzwischen schon mal weh.
Was ist im Leben mir geblieben?
Statt Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll,
nun Arztbesuche nach Belieben.
Manchmal ein wenig Alkohol.
Was ist bloß aus der Lust geworden,
da wir den hübschen Mädchenscharen
folgten in wilden Jünglingshorden,
mit einem Ziel nur, sich zu paaren?
Und was geschah mit Sturm und Drang?
Der Sturm bläst Blätter von den Bäumen,
und mehr als früher mahnt der Drang,
den Klobesuch nicht zu versäumen.
Vorbei ist längst das pralle Leben,
einst angesagt die Zeit zum Sterben.
Ich werd am Dasein zäh nicht kleben,
unnötig foltern meine Erben.
Was kommt? Wie wird es demnächst werden?
Stumm warten auf Gevatter Hein?
Stur essen, trinken, schließlich sterben?
Soll’s das am End gewesen sein?
Ich häng entspannt ein Jährchen dran,
werd nicht in Einsamkeit verharren.
Noch ausprobieren, was ich kann,
statt ängstlich auf die Uhr zu starren.
In einem Jahr sehen wir weiter.
Dann zieh ich wieder Resümee,
wenn zeigt „plus eins“ die Lebensleiter.
Vielleicht tut es ja gar nicht weh.
© Klaus-Gunther Häuseler
Zum Wiegenfest
Zum Wiegenfeste, nur das Beste!
So steht es im Kalenderblatt.
Doch ehrlich, liebe Festtagsgäste,
den Spruch hab ich seit langem satt.
Warum denn immerfort das Beste?,
frag ich mal mit Bescheidenheit.
Gab’s da nicht Zeiten oder Feste,
da hat schon Mittelmaß erfreut?
Gut, zugegeben, das stimmt freilich,
Letzter zu sein, ist niemals schön.
Doch dazu fällt mir ein höchst eilig:
Andauernd Erster? Wie obszön!
Das mehrt allein die Schar der Neider,
Zufriedenheit ist kaum noch drin.
Und überdies stimmt ferner leider,
verloren geht der Lustgewinn.
Insofern wünsch zum Wiegenfeste,
ich ganz bewusst heut nicht das Beste,
hingegen ohne lang zu schwätzen,
stets Frohsinn selbst auf hinteren Plätzen.
© Klaus-Gunther Häuseler
Farbenfroh statt alltagsgrau
Im reifen Alter angekommen,
da kann der Mensch oft schwer ertragen,
dass ihm manch Fähigkeit genommen.
Er grübelt und fängt an zu klagen.
Jedoch da hilft kein trübes Jammern,
egal wie laut sein Ach und Weh.
Ihm bringt’s nichts, ewig festzuklammern,
zu trauern um getauten Schnee.
Indem der Mensch sich drüber freut,
was er beherrscht, selbständig kann,
damit beginnt, möglichst noch heut,
nützt ihm das selbst und jedermann.
Wenn einer das begriffen hat,
farbenfroh denkt statt alltagsgrau,
neugierig bleibt und nicht zu knapp,
lebt er sein Leben wirklich schlau.
© Klaus-Gunther Häuseler
Kein Treppenwitz
Treppen verlaufen stets nach oben
und bringen umgekehrt zurück.
So manche führt im weiten Bogen
unmittelbar ins große Glück.
Wo eine Stufe schließlich endet,
werden wir oft erst spät gewahr.
Die eine sich zum Guten wendet,
auf anderer lauert Gefahr.
Wie gut, dass wir nicht vorher wissen,
was uns erwartet auf den Stiegen.
Jedoch, wir werden losgehn müssen,
um es am Ende rauszukriegen.
Wer mutig geht treppauf, treppab
durchs steile Lebenstreppenhaus,
mit Gottvertraun, beschwingt auf Trab,
der rutscht bestimmt so leicht nicht aus.
© Klaus-Gunther Häuseler
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Nutze deine jungen Tage
Nutze deine jungen Tage,
lerne zeitig klüger sein.
Auf des Glückes großer Waage
steht die Zunge selten ein.
Du musst steigen oder sinken,
du musst herrschen und gewinnen
oder dienen und verlieren,
leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein.
Johann Wolfgang Goethe
Flüchtig ist die Zeit
Rosen pflücke, Rosen blühn,
morgen ist nicht heut´!
Keine Stunde lass entfliehen,
flüchtig ist die Zeit.
Trinke, küsse! Sieh, es ist
heut´ Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
Flüchtig ist die Zeit.
Aufschub einer guten Tat
hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rat,
flüchtig ist die Zeit!
Johann Wilhelm Ludwig
Zum Sehen geboren
Zum Sehen geboren,
zum Schauen bestellt,
dem Turme geschworen,
gefällt mir die Welt.
Ich blick’ in die Ferne,
ich sehr in der Näh
den Mond und die Sterne,
den Wald und das Reh.
So seh’ ich in allen
die ewige Zier,
und wie mir´s gefallen,
gefall´ ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
was je ihr geseh´n,
es sei wie es wolle,
es war doch so schön.
Johann Wolfgang Goethe
In der Nähe wohnt das Glück
Herz, mein Herz, nicht in der Weite,
in der Nähe wohnt das Glück!
Glaube, liebe, hoffe, leide,
und kehr´ in dich selbst zurück.
Wüchsen über Nacht dir Flügel,
schneller als der Sonne Strahl,
trügst doch über Tal und Hügel
rastlos deiner Sehnsucht Qual.
Denn die Welt kann dir nicht bieten
das, wonach du heiß verlangst;
denn die Welt hat keinen Frieden
hat nur Streit und Not und Angst.
Ewig wechselnd ist ihr Streben,
ewig wechselnd ist ihr Ziel:
Was ihr heute Rast gegeben,
morgen ist´s der Winde Spiel.
Drum, mein Herz, nicht in der Weite,
in der Nähe such das Glück!
Glaube, liebe, hoffe, leide
und kehr´ in dich selbst zurück.
Julius Sturm
Rat zum Geburtstag
Wenn du niemanden mehr traust,
schließe die Türen zu,
auch deine Fenster,
damit du nichts mehr schaust.
Sei still in deiner Stille,
wie wenn dich niemand sieht.
Auch was dann geschieht,
ist nicht dein Wille.
Und im dunkelsten Schatten
lies das Buch ohne Wort.
Was wir haben, was wir hatten,
was wir - eines Morgens ist alles fort.
Joachim Ringelnatz
Trost
Tröste dich, die Stunden eilen,
und was all dich drücken mag,
auch das Schlimmste kann nicht weilen,
und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew´gen Kommen, Schwinden,
wie der Schmerz liegt auch das Glück,
und auch heitre Bilder finden
ihren Weg zu dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens
zählest du der Stunden Schlag.
Wechsel ist das Los des Lebens
und - es kommt ein andrer Tag.
Theodor Fontane
Glück
Glück ist gar nicht mal so selten,
Glück wird überall beschert,
vieles kann als Glück uns gelten,
was das Leben uns so lehrt.
Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht,
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht.
Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
Glück ist Sonne nach dem Guss,
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis isst,
Glück ist auch ein lieber Gruß.
Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
Glück ist weißer Meeresstrand,
Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
Glück ist eines Freundes Hand.
Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch,
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.
Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit,
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.
Clemens Brentano
Hab Sonne im Herzen
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit.
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag:
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag.
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang.
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag:
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag.
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein.
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Flaischlen
Die Lebenszeit
Nur ein Pfad ist unser Leben,
unsre Freud und unser Glück:
Was der Himmel hat gegeben,
nimmt er wiederum zurück.
Was wir waren, was wir hatten,
was wir haben, was wir sind,
alles ist wie Traum und Schatten,
alles mit der Zeit verrinnt.
Lass das Weinen! Lass das Klagen!
Fasse Mut in deinem Leid!
In des Lebens trübsten Tagen
gibt Gott Trost nur und die Zeit.
Hoffmann von Fallersleben
Ein neues Lebensjahr
Das alte Jahr vergangen ist,
das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist.
Wohl uns, das wir noch sind.
Wir sehn aufs alte Jahr zurück
und haben neuen Mut:
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Die Zeit ist immer gut.
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Wir ziehen froh hinein.
Und: Vorwärts, vorwärts, nie zurück -
soll unsre Losung sein.
Hoffmann von Fallersleben
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